Die Problematik von Erkrankung, Tabu und Autobiografie. Masken- und andere Spiele in Richard Wagners Herr Parkinson

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Monika LEIPELT-TSAI

Abstract

In der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart findet das zuvor tabuisierte Thema ‚neurodegenerative Erkrankungen‘, das den globalen demografischen Wandel indiziert, nach der Jahrtausendwende insbesondere als Demenz-Erzählung Beachtung. Im Jahr 2015 thematisiert dann Richard Wagner in seinem Roman Herr Parkinson ganz prominent die zweithäufigste degenerative Erkrankung des Nervensystems, Morbus Parkinson. Sein Roman spricht die Erkrankung erstmals aus der Perspektive eines selbst Betroffenen an und bricht mit den Konventionen des literarischen Diskurses. Wagner adressiert unterschiedliche Phasen der Erkrankung von der Diagnose bis zum Ausfall des Bewegungsapparats. Seine Erzähltechnik bedient sich dabei verschiedenster raffinierter Spiele, die eine Dechiffrierung verlangen. Es fragt sich: Weshalb wurde die Parkinsonerkrankung zuvor tabuisiert? Wie werden in Wagners Roman Autobiografie und Fiktion verflochten? Auf welche poetologische Reflexion wird in Herr Parkinson verwiesen? Wagner setzt in seinem Text das Sprechen als Parkinsonerkrankter bzw. dessen Unmöglichkeit performativ in Szene. Spiele erscheinen dabei als Motiv, im Verfahren des Sprachspiels und der Anspielung sowie als komplexe Verschränkung des Maskenspiels, welches Symptome der Erkrankung auch als Bewusstseinsspaltung entfaltet. Die Parkinsonerkrankung scheint surreal-anachronistische Halluzinationen zu produzieren und stellt die Identität des Selbst in Frage.

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Zitationsvorschlag
LEIPELT-TSAI, M. . (2023). Die Problematik von Erkrankung, Tabu und Autobiografie. Masken- und andere Spiele in Richard Wagners Herr Parkinson. Anafora, 8(2), 497–518. Abgerufen von https://naklada.ffos.hr/casopisi/index.php/anafora/article/view/337