MAGNIFICAT ANIMA MEA DOMINUM KROATISCHE NACHDICHTUNG UND EXEGESE VON MARKO MARULIĆ
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Abstract
Mit dem vorliegenden Beitrag setzt der Verfasser seine Forschungen (2009) zu verlorenen Handschriften kroatischer Prosa fort, die Marko Marulić (1450–1524) für seine Schwester Bira (Elvira, Vera) zusammengestellt hat und deren Existenz von dessen Zeitgenossen sicher bezeugt wird. Analysiert wurde hier die Exegese des Magnificat aus dem Florentiner Sammel-band (Ashb. 1582) dergestalt, dass der Verfasser den Text der kroatischen handschriftlichen Exegese aus Florenz und den entsprechenden gedruckten Text der lateinischen Bibel (1489) aus der Privatbibliothek Marko Marulićs, in dem dieser eigenhändig Randnotizen und Markie-rungen angebracht hat, vergleichend gelesen hat. Es ist gesichert, dass der Autor der Exegese, deren Handschrift aus Split stammt, die Kommentare des Nikolaus von Lyra gerade aus jener lateinischen Bibel teilweise übernimmt, übersetzt und paraphrasiert, die er besessen und die Marulić glossiert hat. Da kein einziger Schreiber seiner Zeit aus Split die genannte Bibel beses-sen, geschweige denn glossiert hat, wird daraus der Schluss gezogen, dass (auch) deshalb Ma-rulić der Autor der genannten Exegese und des Florentiner Sammelbandes bis f. 120 ist. Da-mit wird endgültig die lange bestrittene These Carlo Verdianis (1957) verifiziert, nach der die Autorschaft dieses Sammelbandes Marulić zugeschrieben wurde. Von dieser Verifikation bet-roffen ist auch eine ganze Reihe weiterer kroatischen Prosa-Kodizes, die ebenfalls Marulić zugeschrieben werden dürfen. Mit Hinblick auf den baldigen 500. Jahrestag des Todes des Vaters der kroatischen Literatur (1524) stellen die Funde des Verfassers die kroatische Philo-logie vor große editorische Herausforderungen.