Wilde Mädchen der deutschsprachigen Literatur in Slawonien

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Stephanie Jug

Abstract

Der Beitrag untersucht die literarische Figur des jungen Mädchens in Slawonien. An drei Beispielen (Victor von Reisners Das angenehme Erbe, Roda Rodas Die Streiche des Junkers Marius und Wilmea Vukelichs Spuren der Vergangenheit) werden die literarischen Eigenschaften von Mädchen gezeigt, um sie mit der Tradition der sogenannten Mädchenbücher auf dem deutschsprachigen Gebiet vergleichen zu können. Die Figurenanalyse stützt sich auf die von Christa Stocker vorgeschlagenen Elemente: explizite und implizite Beschreibung von Bewegung, Natürlichkeit, Auffälligkeit, mentalitätsgeschichtliche Implikationen und Personenbezeichnungen. Die vergleichende Analyse zeigt, dass sich nur Victor von Reisner in seiner Rollengestaltung innerhalb des Rahmens der von Mädchenbüchern vorgeschriebenen Normen bewegt. Roda Roda und Wilma von Vukelich verleihen ihren Mädchenfiguren ungewöhnliche Eigenschaften, die sich nicht in die Einteilung zwischen wohl erzogenem und unerzogenem Mädchen einfügen lassen. Obwohl sie Eigenschaften von wilden Mädchen, d. h. Mädchen, die sich untypisch benehmen, zeigen, werden sie in den analysierten Texten nicht als unerzogen eingeschätzt oder sanktioniert. Ganz im Gegenteil: Ihre Eigenschaften, die sie als wild erscheinen lassen, geben ihnen eine Besonderheit und Charaktertiefe, die sie als erwachsene Frauen beibehalten. In allen drei Texten prägen die Eigenschaften der Region den Charakter der literarischen Mädchenfigur.

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Zitationsvorschlag
Jug, S. (2023). Wilde Mädchen der deutschsprachigen Literatur in Slawonien. Anafora, 6(1), 185–203. Abgerufen von https://naklada.ffos.hr/casopisi/index.php/anafora/article/view/253