Das Brückenmotiv und reflexives Denken. Über die Notwendigkeit des Überlegens in Vukelichs Der Mann auf der Brücke
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Abstract
Wilma Vukelichs Manuskript Der Mann auf der Brucke entstand 1955 in Zagreb, ein Jahr vor dem Tod der deutschsprachigen Schriftstellerin. Das im Titel eingeleitete Bruckenmotiv wird im Beitrag als literarisches Motiv und als Metapher fur reflexives Denken betrachtet, wobei auffallt, dass in der Literatur, Kultur und Philosophie des 20. Jahrhunderts das Uberlegen als bedrohte und fur das Menschliche an sich unabdingbare gedankliche Struktur hervorgehoben wird. Was schon als Problem in klassischen Stoffen wie dem Fauststoff zu finden ist, bekommt in politischen und sozialen Umwalzungen des 20. Jahrhunderts eine spezifische Auspragung. Die Grundlage dieser Lesart wird Clayton Koelbs Interpretation von Franz Kafkas Parabel Die Brucke entnommen und am Roman-Manuskript von Vukelich angewendet und erweitert. Dabei wird das analysierte Manuskript in Vukelichs Leben und Werk eingebettet und das Bruckenmotiv in all seinen Facetten ausgewertet. Letztendlich wird noch auf Hannah Arendts Konzept der Wahrheit in der Schwebe verwiesen, das als philosophische und praktische Umsetzung des erarbeiteten Bruckenkonzepts betrachtet werden kann.